Die digitale Wirtschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz steht 2025 vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits wächst der Bedarf an Fachkräften in IT, Softwareentwicklung und Gaming rapide, andererseits bleibt die Zahl der verfügbaren qualifizierten Arbeitskräfte zu gering. Der Fachkräftemangel ist kein neues Thema, doch der aktuelle Umbruch im Zuge von Künstlicher Intelligenz , Cloud-Lösungen und Cybersecurity verleiht der Diskussion neue Dringlichkeit.
Engpässe und Wachstumsfelder
Der IT-Arbeitsmarkt in der DACH-Region steht 2025 weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. In Deutschland waren im Jahr 2023 rund 149.000 IT-Stellen unbesetzt – ein Rekordwert, der den demografischen Wandel und die fortschreitende Digitalisierung widerspiegelt. Prognosen des Digitalverbands Bitkom gehen davon aus, dass bis 2040 ein Defizit von bis zu 663.000 Fachkräften entstehen könnte. Besonders schwer zu besetzen sind Stellen im Bereich Künstliche Intelligenz, Cloud-Technologien und Cybersecurity. Laut Harvey Nash betrachten 51 Prozent der IT-Führungskräfte KI-Kompetenzen als die größte Personalherausforderung – fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Trotz dieser Engpässe zeigt sich eine gewisse Marktberuhigung: Branchenanalysen wie get‑in‑IT verzeichnen eine leichte Normalisierung der Stellenausschreibungen, während die Nachfrage in hochspezialisierten Segmenten stabil bleibt.
In Österreich stellt sich die Situation ähnlich angespannt dar. Laut einer Erhebung der ManpowerGroup kämpfen 78 Prozent der Unternehmen mit Fachkräftemangel, wobei IT-Fachkräfte besonders schwer zu finden sind. Für Wien wird 2025 ein Bedarf von rund 6.000 IT-Expertinnen und -Experten erwartet, während der Gesamtbedarf landesweit bei etwa 28.000 liegt. Die Wirtschaftskammer Wien versucht mit dualen Ausbildungsinitiativen und Kooperationen mit HTLs gegenzusteuern, doch Lehrlinge decken derzeit nur etwa 15 Prozent des benötigten Nachwuchses. Laut UBIT der WKÖ verursacht der Fachkräftemangel jährlich einen Wertschöpfungsverlust von rund 4,9 Milliarden Euro.
Auch die Schweiz verzeichnet anhaltende Engpässe, obwohl sich der Arbeitsmarkt leicht stabilisiert hat. Die Arbeitslosigkeit von ICT-Fachkräften sank 2025 auf unter 4.000, was praktisch Vollbeschäftigung bedeutet. Laut swissICT wird der Mangel an qualifizierten IT-Expertinnen und -Experten strukturell bleiben und könnte bis 2030 zu einem Defizit von etwa 40.000 Positionen führen. Der Fachkräftemangel-Index von Adecco zeigt zwar einen leichten Rückgang, doch die IT-Branche bleibt eine Hochrisikobranche, da bis 2035 bis zu 400.000 Arbeitskräfte in der Schweiz insgesamt fehlen könnten, darunter viele technische Profile.
Qualifikationen und Ausbildungswege
Die Sicherung von IT-Talenten setzt 2025 stärker denn je auf maßgeschneiderte Aus- und Weiterbildungen. Neben klassischen Informatikstudiengängen gewinnen duale Studienmodelle, praxisnahe Bootcamps und spezialisierte Zertifizierungen an Bedeutung. Cloud-Plattformen wie AWS oder Azure, Security-Zertifikate wie CISSP sowie Kenntnisse in agilen Methoden und DevOps zählen zu den meistgefragten Qualifikationen. Bitkom empfiehlt, Quereinsteiger durch gezielte Weiterbildungsprogramme zu fördern und die Erwerbsbeteiligung älterer Beschäftigter zu verlängern.
Besonders im Bereich KI entstehen neue Berufsbilder, die technisches Fachwissen mit kreativen Fähigkeiten verbinden. Hochschulen reagieren darauf mit spezialisierten Masterstudiengängen für Data Science, Machine Learning und Cybersecurity. Auch berufsbegleitende Programme gewinnen an Bedeutung, da sie Unternehmen die Möglichkeit geben, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt weiterzubilden und langfristig zu binden.
Games-Branche in der DACH-Region
Auch die Games-Industrie in Deutschland, Österreich und der Schweiz steht 2025 im Zeichen von Wachstum und Professionalisierung. In Deutschland stellt die Bundesregierung ab 2026 jährlich 125 Millionen Euro für die Förderung digitaler Spiele bereit – ein klares Signal für den Ausbau der Branche. Auch in der Schweiz steigt das Förderinteresse, etwa durch Programme wie „Pro Helvetia Interactive Media“, die speziell Indie-Studios und kreative Experimente unterstützen. In Österreich setzt die aws (Austria Wirtschaftsservice) mit ihrer „aws Creative Impact“-Förderung ebenfalls Impulse für die Gameswirtschaft.
Die Ausbildungslandschaft reagiert darauf mit spezialisierten Studiengängen, die Game Design, XR-Entwicklung und KI-gestützte Content-Erstellung kombinieren. Hochschulen wie die Hochschule Luzern oder die FH Salzburg erweitern ihre Programme um Schwerpunkte wie „Game Art“ und „Interactive Media“. Gleichzeitig wächst das Angebot an berufsbegleitenden Kursen und Bootcamps, die praxisnahe Kompetenzen vermitteln – etwa im Bereich „AI Tools Development“ oder „XR Experience Design“.
Technologische Trends wie Cloud-Gaming, Social Gaming und iGaming prägen 2025 die Branche. Plattformen wie GeForce NOW und Xbox Cloud Gaming machen hochklassige Spiele ohne leistungsstarke Hardware verfügbar, während Social Gaming-Plattformen wie Roblox oder Fortnite kreative Communitys fördern. Indie-Games erleben durch Plattformen wie Steam und itch.io einen neuen Aufschwung, unterstützt von Crowdfunding und Förderprogrammen. Auch iGaming (Online-Casinos und Wettplattformen) entwickelt sich in der DACH-Region weiter und werben mit niedrigschwelligen Angeboten, wie 10€ Online Casinos in Österreich.
Diese Dynamik schafft neue Berufsfelder, die klassische Grenzen zwischen Kreativität und Technik auflösen. Für Recruiter bedeuten diese Entwicklungen auch eine wachsende Vielfalt an verfügbaren Rollen von klassischen Game Developer bis zu neuen Profilen wie AI Tools Developer, XR Experience Designer oder Live‑Service Manager. Technologien wie Cloud‑Gaming, Social Multiplayer oder iGaming-Plattformen schaffen Bedarf an Fachkräften mit technischem und kreativem Wissen, die zudem multikulturell arbeiten können und marktorientierte Empathie mitbringen.
Die Datenlage bis Juli 2025 zeigt: Der Fachkräftemangel in der DACH-Region ist real und betrifft besonders IT- und digitale Berufsfelder. Dennoch eröffnet die Dynamik in der Digitalisierung und Gaming-Entwicklung attraktive Chancen für Recruiter. Essenziell sind ein Verständnis der regionalen Unterschiede, die gezielte Ansprache moderner Qualifikationen sowie innovative Strategien wie internationale Mobilität und Quereinstieg.
Wer Talente mit Cross-Skills und Kreativität identifiziert – und flexible Recruiting-Modelle etabliert – kann erfolgreich gegen Fachkräftemangel agieren und langfristig Talente binden.
Quellen:
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Mangel-an-IT-Fachkraeften-droht-sich-zu-verschaerfen
https://silicon-saxony.de/en/bitkom-shortage-of-it-specialists-threatens-to-worsen-dramatically
https://www.harveynash.de/news/digital-leadership-report-2025
https://www.harveynash.de/reports-whitepaper/digital-leadership-report-2025
https://www.get-in-it.de/magazin/arbeitswelt/it-arbeitsmarkt/so-sieht-der-it-arbeitsmarkt-aus
https://wirtschaftsbund.wien/news/wien-sucht-6-000-it-fachkraefte-bis-2025
https://www.wko.at/oe/oesterreich/ubit-der-wkoe-zu-oesterreichischem-infrastrukturreport-2025
https://www.swissict.ch/ict-arbeitsmarktzahlen-maerz2025-hunziker
https://www.netzwoche.ch/news/2024-11-29/it-branche-erholt-sich-vom-fachkraeftemangel
https://prohelvetia.ch/en/find-support/game-design-emerging-talents-production
https://de.wikipedia.org/wiki/Austria_Wirtschaftsservice_Gesellschaft
https://pgda.at/2021/05/15/funding-for-games-and-game-companies-in-austria
https://www.game.de/en/german-federal-government-significantly-increases-games-funding-budget