Bildung

Der Mittelstand hat ein Nachfolgeproblem – Es ist Zeit für Generation Z

In Deutschland steht der Mittelstand vor einer entscheidenden Herausforderung: dem Nachfolgeproblem. Während traditionelle Unternehmensnachfolgen, oft innerhalb der Familie, weiterhin beliebt sind, wird zunehmend klar, dass viele mittelständische Unternehmen ohne externe Nachfolgelösungen keine Zukunft haben. Doch wie kann der Mittelstand diese Herausforderung meistern und gleichzeitig attraktiv für die junge Generation Z werden? Gastautor Torsten Lucas unterbreitet Vorschläge. 

Die Studie „Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2023“ der volkswirtschaftlichen Abteilung der KfW legt den Finger schonungslos in eine der größten deutschen Wunden. Demnach stehen bis Ende 2027 etwa 125.000 mittelständische Unternehmen pro Jahr zur Weitergabe an einen neuen Besitzer an. Die gute Nachricht: Trotz eines spürbaren Mangels an geeigneten Nachfolgern – vor allem innerhalb der Familien – sind bereits drei Viertel der bis Ende 2024 geplanten Übergaben abgeschlossen oder in Verhandlungen. Dies ist auf die zunehmende Planungsaktivität der Unternehmensinhaber zurückzuführen, die durch demografische Entwicklungen und den Rückgang des Interesses an Unternehmensübernahmen angetrieben wird. Die schlechte: So wird es nicht bleiben, denn der demografische Druck lässt die Spanne zwischen Unternehmen auf Nachfolgersuche und dem Kreis potenzieller Übernehmer in den nächsten Jahren immer größer werden.  

Generation Z – die Rettungsanker für den Mittelstand? 

generation z mittelstand

Die Generation Z, geboren zwischen Mitte der 1990er und Anfang der 2000er-Jahre, tritt mit anderen Erwartungen an das Berufsleben heran als ihre Vorgängergenerationen. Junge Jobeinsteiger und Talente von heute suchen nicht nur nach Jobs, sie suchen nach Sinn, Entwicklungsmöglichkeiten und einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Für mittelständische Unternehmen, die mit dem Druck der Nachfolgeregelung konfrontiert sind, stellt dies eine Herausforderung, aber auch eine außergewöhnliche Gelegenheit dar. 

Um talentierte Young Professionals anzulocken, muss der Mittelstand eine klare Botschaft senden: Übernehmen ist das neue Gründen. Die Möglichkeit, ein etabliertes Unternehmen zu übernehmen, bietet jungen Talenten die Chance, Unternehmertum zu leben, ohne dabei bei null beginnen zu müssen. Diese Chance inkludiert die Übernahme von Bestandskunden, erfahrenen Mitarbeitern und bewährten Geschäftsmodellen – ein unschätzbarer Vorteil gegenüber Startups, wo solche Ressourcen erst mühsam aufgebaut werden müssen. 

Attraktivität steigern durch Anpassung an Gen Z-Werte 

Der Mittelstand muss sich in seiner Arbeitskultur und seinen Angeboten an die Werte der Generation Z anpassen, um attraktiver zu werden. Dazu gehört eine stärkere Betonung von Nachhaltigkeit, Diversität und technologischer Innovation. Flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit zum Homeoffice und eine kulturell offene Unternehmenspolitik sind weitere Faktoren, die junge Menschen ansprechen. Der Mittelstand kann hier durch persönlichere Beziehungen und flachere Hierarchien punkten, die in größeren Konzernen oft nicht möglich sind. 

Traditionelle Unternehmen als Sprungbrett für Kultur und Wachstum 

Mittelständische Unternehmen sind oft tief in ihrer Region verwurzelt und tragen eine reiche Tradition mit sich. Für die Generation Z, die Authentizität und eine starke Firmenkultur schätzt, kann dies besonders attraktiv sein. Junge Nachfolger haben die Möglichkeit, diese Traditionen mit modernen Impulsen zu bereichern und das Unternehmen in die Zukunft zu führen. So werden nicht nur Arbeitsplätze gesichert, sondern auch regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt. 

Herausforderungen und Chancen 

Dennoch darf nicht unterschätzt werden, dass die Übernahme eines mittelständischen Unternehmens auch große Herausforderungen mit sich bringt – Herausforderungen, die um ein Vielfaches größer sind als bei einer Angestelltenkarriere in einem mittelständischen Unternehmen oder einem großen Konzern. Die Verantwortung ist groß, und die Erwartungen an den Erfolg sind oft hoch. Hier sind umfassende Unterstützungsangebote seitens der Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Beratungsfirmen und der Politik gefordert, um jungen Unternehmern den Übergang zu erleichtern. 

Fazit 

Das Nachfolgeproblem im Mittelstand bietet eine einzigartige Chance für die Generation Z, sich unternehmerisch zu engagieren und traditionelle Geschäftsmodelle neu zu beleben. Indem der Mittelstand sich den Bedürfnissen dieser neuen Generation anpasst, kann er nicht nur sein Fortbestehen sichern, sondern auch weiterhin eine wichtige Rolle im Wirtschaftsgefüge Deutschlands spielen. Es ist Zeit, dass der Mittelstand und die Generation Z zusammenkommen, um gemeinsam die Zukunft des Standorts Deutschland zu gestalten. 

Über den Autor

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Foto: Torsten Lucas – Realkapital Mittelstand © Kruszewski

Torsten Lucas ist persönlich haftender Gesellschafter der Realkapital Mittelstand. Die 2017 gegründete Beteiligungsgesellschaft aus Braunschweig hat es sich zur Aufgabe gemacht, den regionalen Mittelstand zu erhalten und zu transformieren. Dabei realisiert sie die Übernahme des Unternehmens zusammen mit dem künftigen operativen Geschäftsführer.

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